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Herr Vock und Frau Schwarz
Neue Räumlichkeiten – neues Team – neue Patient/-innenNeue Räumlichkeiten – neues Team – neue Patient/-innen

Im August 2021 wurde der neue Erweiterungsbau der Vitos forensischen Psychiatrie Riedstadt in Betrieb genommen. Die Belegung mit Patient/-innen erfolgt schrittweise in den kommenden Jahren. Damit einhergehend werden viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Team der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen verstärken.

Mitte September konnten die ersten Patient/-innen die ersten beiden neuen Stationen beziehen.Die Arbeit für die Pflegefachkräfte auf der Station begann jedoch bereits zwei Monate vorher. Während noch fleißig die letzten Leitungen verlegt, gehämmert und gebohrt wurde, startete die Arbeit auf der Station F2.1.

Das Schöne in der Arbeit auf einer forensischen psychiatrischen Station ist generell, dass es viele Gestaltungsspielräume für die Kolleginnen und Kollegen gibt. Aber eine vollständige neue Station aufzubauen ist noch einmal eine ganz andere Chance. Frau Schwarz und Herr Vock ziehen mit ihrer fröhlichen, offenen Art sofort jeden in den Bann. Beide sind bereits seit vielen Jahren in der forensischen Psychiatrie bei Vitos Riedstadt tätig. Und für Beide ist von Anfang an klar gewesen, sie möchten den Erweiterungsbau zukünftig als Stationsleitung mitgestalten. Am 01.07. fiel für die zwei der Startschuss. Die neue pflegerische Stationsleitung und stellvertretende Stationsleitung der Station F2.1. freuen sich auf ihre Aufgabe.

Ganz am Anfang stehen natürlich profane organisatorische Aufgaben wie die Bestellung von Kugelschreibern oder Geschirrspülreinigern. Denn zu Beginn ist die Station bis auf die vorgegebene Möbelausstattung leer.  Auch Brett- und Kartenspiele müssen bestellt und ausgepackt werden.

Die neue Station ist räumlich für die ausschließlich männlichen Patienten ausgerichtet, auch bei den Zimmern wurden alle Bedürfnisse berücksichtigt von Einzel-, über Mehrbett- bis zu Kriseninterventionszimmern, von einer großzügigen Küche und digitalen Angeboten wie dem Digital Board. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Arbeitsbedingungen nicht nur durch die hellen, freundlichen Räume sondern auch durch gut ausgestattete Besprechungsräume, ein qualifiziertes Stationszimmer bis hin zum gemütlichen Aufenthaltsraum bestens. Alles andere muss von den Kolleginnen und Kollegen von Grund auf neu gedacht und organisiert werden.

Das neue Team wächst zusammen

Einer der wichtigsten Punkte ist vom ersten Tag an der Aufbau des Teams. Zum Start des Patientenbetriebes besteht das Team aus 12 Kolleginnen und Kollegen. Es ist ein gemischtes Team aus erfahrenen Kolleg/-innen von anderen Stationen und Menschen, die neu bei Vitos sind. Die Pflegekräfte werden von zwei Mitarbeitern im Maßregelvollzug, also ohne Fachpflegeausbildung, unterstützt. Vock erklärt: „Normalweise kommen ein, zwei neue Kolleg/-innen in ein bestehendes Team. Hier wächst ein komplett neues Team auf einer komplett neuen Station zusammen. Daher haben wir uns anfangs viel Zeit genommen, uns kennenzulernen. Jeder und jede bringt andere Fähigkeiten und Kompetenzen ein.“ Das Team arbeitet sehr eng zusammen, jeder muss sich zu jedem Zeitpunkt auf den anderen verlassen können. Tatsächlich ist die Basis in den ersten sechs Wochen bereits sehr gut. Es wird viel gelacht, gleichzeitig gehen viele Handgriffe bereits routiniert ohne viele Worte ineinander über.

Neben dem Teamfindungsprozess wurden auch die ersten Dienstpläne geschrieben und Verfahrensanweisungen entwickelt. Gemeinsam erfolgte eine erste Tagesstruktur und die Strukturierung der Patientenabläufe. Ein großer Teil der Vorbereitungszeit gehörte natürlich den Patienten. Welche Patienten kommen, mit welchen Erkrankungen? Wie sehen die bisherigen Behandlungspläne aus, die Tagesabläufe, die Entwicklungen?

Der Einzug der Patienten muss sehr gut vorbereitet sein

Alle einzelnen Vorbereitungsschritte sind zusammengenommen elementar, wenn die Patienten auf der Station einziehen. In der forensischen Psychiatrie sind erwachsene, psychisch kranke Rechtsbrecherinnen und Rechtsbrecher untergebracht, die durch Gerichte eingewiesen wurden. Auf der Station 2.1 sind es Männer mit sehr unterschiedlichen Erkrankungen. Ähnlich wie bei dem Mitarbeiter/-innenteam kennen auch die Patienten sich untereinander noch nicht. „Vor uns liegt die Aufgabe eine Gemeinschaft zu formen“, sagt Schwarz. Die Patienten haben eine lange Verweildauer auf der Station. Während sie in den anderen psychiatrischen Klinikbereichen normalerweise für die Zeiträume von wenigen Wochen untergebracht sind, sind es in der forensischen Psychiatrie meist einige Jahre. Es erfolgt auch kein ständiger Wechsel. Gerade die Anfangsphase, in der alle neu zusammenwachsen, gilt es also besonders gut vorzubereiten.

 

„Wir haben die Voraussetzungen mit genügend Zeit unsere Patienten professionell zu versorgen."

„Wir begleiten unsere Patienten über eine lange Zeit hinweg und geben ihnen ein Stück Lebensqualität“, Frau Schwarz hat ein Lächeln im Gesicht, während sie über ihre Arbeit spricht. „Wir haben hier die Möglichkeit eine richtige gute Arbeit zu machen. Wir haben die Voraussetzungen mit genügend Zeit unsere Patienten professionell zu versorgen.“ setzt sie hinzu. Professionell bedeutet dabei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Vitos eine qualifizierte Fachexpertise haben, die sie einbringen, es bedeutet aber auch, dass sie ganz individuell jedem Patienten das geben können, was er oder sie benötigt. Dafür ist Zeit ein ganz wichtiger Faktor. „Das ist ein gutes Gefühl. Gerade in der Pflege ist eine umfassende, professionelle Arbeit auf Grund des Zeitmangels leider oft nicht mehr möglich. Umso mehr schätzen wir es, dass wir bei Vitos diese guten Arbeitsbedingungen haben“. unterstreicht Schwarz.

Auch Herr Vock strahlt über das Gesicht. „Wir haben hier Freiräume um eigene Gedanken einzubringen. Jeder und jede in unserem Team hat sich bisher bei der Neugestaltung auch bereits eingebracht. Unsere Vorgesetzten haben für unsere Ideen immer ein offenes Ort und unterstützen diese, soweit es möglich ist“.

Die Arbeit in der Pflege in einer forensischen Psychiatrie besteht aus vielen Facetten. Kein Tag ist dabei gleich. Zwar gibt es einen bestimmten Rahmen wie etwa Frühstücken, sie zur Arbeit oder zu Therapien zu begleiten oder auch die Teambesprechungen, darüber hinaus gestaltet sich jede Schicht aber anders. Denn jeder Patient benötigt eine andere Behandlung. „Man weiß nicht, ist der Patient heute gut drauf oder schlecht, wenn man morgens zur Arbeit kommt“, erklärt Vock. „das macht Planen eigentlich unmöglich. Aber genau das mag ich. Die Abwechslung, die Individualität“. Zur Tätigkeit in der Pflege gehört auch das Casemanagement und vor allem auch die Risikoeinschätzung und die Beobachtung des Patienten dafür. Hierfür sind die Kolleg/innen qualifiziert.

Teamschulungen sind fester Bestandteil der regulären Arbeit

Generell gehört Weiterbildung und Qualifizierung zum regulären Arbeitstag. Die Patienten, die von den Pflegekräften begleitet werden, haben oft chronische, schwere aber auch sehr unterschiedliche Erkrankungen. Sie sind nicht freiwillig in der Klinik, sondern durch ein Gericht in die Einrichtung eingewiesen worden. Im Falle der Station F 2.1 treffen jetzt bisher sich nicht kennende Menschen aufeinander. Da kann es immer zu Konflikten und Spannungen kommen. Zu den Teamschulungen gehören daher auch insbesondere Deeskalations- und Konfliktlösungstrainings wie etwa das Safewards-Programm oder Prodema. Prodema ist ein professionelles Deeskalationsmanagement zu dem ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin ausgebildet wurden und im Team die Kolleg/-innen kontinuierlich schult. Dies erfolgt von Anfang an im neuen Team der Station F2.1.

Die Behandlungsziele werden gemeinsam berufsgruppenübergreifend geplant

Auf die Frage, ob es darüber hinaus noch Aspekte gibt, die an der neuen Aufgabe reizen, brauchen beide Kollegen keine Bedenkzeit. Sie antworten praktisch synchron: „Die Arbeit im multiprofessionellen Team“. Die Stationsleiterin erklärt: „Bei uns arbeiten wir berufsgruppenübergreifend zusammen. Therapeuten, Pflege, Ärzte, wir alle besprechen die Therapiemaßnahmen gemeinsam. Wir planen gemeinsam die Behandlungsziele.“

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wirklich jeder sich auch an der Lösung etwaiger Herausforderungen einbringt. „Wir versuchen den Patienten dabei zu helfen, wieder Alltagssituationen zu bewältigen, bei denen sie nicht in ein erneutes Deliktverhalten steuern.  Manchmal ist dies jedoch für die Pflege auch sehr herausfordernd. Wir verbringen einige Jahre mit den Patienten, da ist eine professionelle Pflege und eine gleichzeitige Beziehungsarbeit durchaus auch ein Spannungsgrund. Es erleichtert, ein starkes, berufsgruppenübergreifendes Team an der Seite zu haben.“ erklärt Vock.  

„Bei uns steht der Patient mit seiner Erkrankung im Vordergrund, nicht die Straftat"

Zehn Wochen Organisation und Aufbauarbeit liegen nun hinter den Beiden. Der Einzug der Patienten steht unmittelbar bevor. Frau Schwarz legt letzte Hand an das Begrüßungspäckchen, welches den Patienten auf jedem Bett erwartet. Liebevoll hat das gesamte Team für jeden Patienten einen Willkommensbrief zusammen mit Gummibärchen und einem Willkommensgeschenk in Form eines Sitzkissens für den Außenbereich auf die Betten gelegt. „Bei uns steht der Patient mit seiner Erkrankung im Vordergrund, nicht die Straftat“, bekräftigt Schwarz.

Die Belegung im neuen Erweiterungsbau erfolgt stufenweise. Dafür werden auch weiterhin viele neue Kolleginnen und Kollegen gesucht. Schwarz motiviert mit ihrem strahlensten Lächeln „Potentielle neuen Kolleg/-innen, die vielleicht noch unsicher sind, ob die Arbeit in der forensischen Psychiatrie etwas für sie ist, kann ich nur ermutigen. Traut euch. Kommt vorbei, schnuppert auch gern einmal rein. Wir bieten Hospitationen an.“