
Klare Strukturen, Planungssicherheit und Zusammenhalt im Team
In den Vitos Kliniken für forensische Psychiatrie kümmern sich Pflegefachkräfte um psychisch kranke Menschen, die eine Straftat begangen haben. Die tägliche Arbeit wird von zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen bestimmt, aber Svenja Schmidt kann sich keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen. Die 32-Jährige ist seit fast sieben Jahren in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina als Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig und beschreibt im Interview, was ihre Arbeit zu ihrem persönlichen Traumjob macht und wie sich Schichtdienst und Familienleben miteinander vereinbaren lassen.
Warum haben Sie sich beruflich für die Pflege entschieden und wie sind Sie zur Forensik gekommen?
Schon als Kind war meine Antwort darauf, was ich später einmal werden will, ganz klar „Krankenschwester!“. Viele meiner Familienmitglieder – darunter meine Mutter, mein Vater und meine Schwester – arbeiten in diesem Berufsfeld. So hatte ich bereits von klein auf Berührungspunkte mit der Pflege und mein Wunsch hat sich mit den Jahren gefestigt. Die Berufsausbildung habe ich in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Haina abgeschlossen und mich 2014 dazu entschieden, in die forensische Klinik zu wechseln. Mich haben dort vor allem die Arbeitszeiten angesprochen: Das Arbeitszeitmodell sieht hier, im Gegensatz zur Erwachsenenpsychiatrie, eine Viertagewoche vor. Darüber hinaus reizte mich der Tätigkeitsbereich. Mein Großvater war selbst viele Jahre lang stellvertretender Stationsleiter in der forensischen Klinik in Haina und mit ihm habe ich mich oft darüber ausgetauscht.
Welche Besonderheiten birgt die Tätigkeit im Maßregelvollzug?
Zunächst hat mich bereits die Einarbeitung wirklich positiv überrascht, da ich sehr eng betreut wurde und mir stets jemand kompetent als Ansprechpartner zur Seite stand. Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass die Einarbeitungsphase von Seiten des gesamten Teams in diesem Maße ernst genommen wird. Denn besonders in der Forensik ist es essentiell, von Anfang einem roten Faden folgen zu können. Das beschreibt auch, was mir an der täglichen Arbeit hier so gut gefällt: Es gibt einen klar geregelten Ablauf und strikte Regelungen nach dem Hessischen Maßregelvollzugsgesetz, die einen strukturierten Umgang mit den Patient/-innen ermöglichen. Man hat somit stets eine Grundlage für sein Handeln und arbeitet darüber hinaus als Bezugspfleger/-in. Das bedeutet, dass jede/-r Mitarbeiter/-in sich um die Betreuung eines Patienten bzw. einer Patientin kümmert. So gelingt es nicht nur, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und den psychisch kranken Menschen besser einschätzen zu können. Man befasst sich auch mit nur einem Schicksal gleichzeitig, was seelische Entlastung bedeutet.
Außerdem bin ich nie auf mich allein gestellt – sollte es die Situation erfordern, ist immer sofort jemand zur Stelle, um mich zu unterstützen. Dadurch, dass wir als Kolleginnen und Kollegen untereinander zu jeder Zeit auf den anderen achten und für deren Sicherheit verantwortlich sind, haben wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander und der Zusammenhalt im Team ist groß. Dieses gegenseitige Vertrauen schätze ich sehr.
Was definiert für Sie Vitos als Arbeitgeber?
Wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, wird gemeinsam nach einem Lösungsmodell gesucht, das alle Seiten mit einbezieht. So war es auch bei mir. 2017 ging ich für ein Jahr in Elternzeit. Ich habe mir währenddessen Gedanken gemacht, wie ich danach wieder in den Beruf einsteigen möchte. Ich wollte es gern ausprobieren, direkt mit einer Dreiviertelstelle zu starten. Nach Gesprächen mit der Pflegedienstleitung haben wir den für mich besten Weg gewählt: ich arbeite seit nunmehr vier Jahren je 30 Stunden pro Woche, aufgeteilt auf drei Tage, was für mich sehr gut funktioniert. Einmal im Monat habe ich Spät- oder Nachtdienst. Praktisch ist, dass ich durch den Dienstplan, den ich jeweils schon vorab für den Folgemonat bekomme, immer verbindlich weiß, wann ich wie arbeite. Das macht die Planung zur Kinderbetreuung mit meinem Mann, meiner Schwiegermutter und meiner Mutter um vieles einfacher. Durch die vier freien Tage kann ich außerdem genügend Zeit mit meinen Kindern verbringen und mich in dieser Zeit ganz auf sie konzentrieren.
Auch in anderen Bereichen setzt sich Vitos für die Beschäftigten ein, zum Beispiel im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Momentan sind zwar durch Corona viele Veranstaltungen nicht möglich, aber dafür wurden auch neue Formate entwickelt, an denen alle Beschäftigten teilnehmen können – wie etwa die Aktion „Vitos bewegt“. Beide Male habe ich bisher dabei mitgemacht und finde die Verknüpfung von sportlicher Aktivität und gutem Zweck wirklich toll, denn es motiviert und macht einfach Spaß.
Was raten Sie denjenigen, die sich für die Arbeit in der Forensik interessieren, aber noch unschlüssig sind?
Sie sollten die Möglichkeit zur Hospitieren in Betracht ziehen. Man kann ganz ungezwungen in den Betrieb hineinschnuppern und vor allem eigene Erfahrungen sammeln. Denn natürlich herrschen besonders im Zusammenhang mit der Forensik gewisse Vorurteile oder Bedenken – nicht zuletzt auch von Seiten der Angehörigen. Wer sich für die Arbeit mit psychisch kranken Rechtsbrechern interessiert, sollte sich zunächst vergegenwärtigen, dass bei uns der Mensch im Vordergrund steht und nicht die Straftat, die er begangen hat. Man muss hinter die Fassade schauen – genauso bei sich selbst. Man darf seine eigene Befindlichkeit in gewissen Situationen nicht abtun, sondern muss sich mit manchem, was man auf Station tagtäglich erlebt, auch ganz bewusst auseinandersetzen. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich bin sehr froh, damals diesen Schritt gegangen zu sein. So habe ich meinen Traumjob gefunden.
Hintergrund: Viertagewoche in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina
In der forensischen Psychiatrie am Standort Haina werden die Dienste nach dem Modell der Viertagewoche mit einer Arbeitszeit von 38,5 Stunden verteilt. Die Dienstpläne für den Folgemonat stehen bis zum 15. jedes Monats fest. Dies bedeutet: mehr Planungssicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter gegenseitiger Rücksichtnahme und im Sinne der Gleichbehandlung werden Tagdienste (6:45-17:45 Uhr), Spätdienste (17:30-21:45 Uhr) und Nachtdienste (21:30-7:00 Uhr) verteilt.
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Pflegedienst Standort Haina der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie Haina
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